Und obwohl wir nicht kontrollieren, was Menschen tatsächlich hören, ist es wichtiger denn je, dass in den Kirchen klar und mutig die Gute Nachricht verkündet wird. Und eine gute Nachricht kann sie nur sein, wenn sie auch für die Armen, Gefangenen und Unterdrückten eine gute Nachricht ist.
Wir müssen von Jesus Christus sprechen, wie er sich in den Evangelien zeigt: vom Anwalt der Entmenschlichten, dem Kritiker ausbeuterischer Macht, einem Propheten der Gewaltlosigkeit, dem hingerichteten Verbrecher, der die unzerstörbare Liebe Gottes verkörpert. So versammeln wir uns um eine Vision des Reiches Gottes und suchen jenen Gott, der ein Herz für den Fremden, die Witwe, die Waise hat und dessen Liebe selbst den Feind umfasst.
Gegen den Zynismus
Um nicht im Hamsterrad der Sorgen zu laufen, suche ich seit der Wahl bewusster Zeit für das Gebet. Beten hilft mir, nicht hartherzig oder zynisch zu werden und mich nicht von Reaktivität gegenüber dem Feind treiben zu lassen. Die Gegenwart Gottes sät Mut und erneuert die Vorstellungskraft, bewirkt Gemeinschaft.
Widerstand und Resilienz gelingen nie allein, sondern nur in gegenseitiger Fürsorge. Jemand sagte kürzlich: «Die Waffen des Imperiums sind Isolation und Einschüchterung.» Der Ausruf «Warum tut niemand etwas?» entspringt dem ohnmächtigen Gefühl, dass das eigene Tun nicht genug ist, weil es nicht die eine grosse Sache ist. Doch es gibt nicht die eine grosse Sache. Es braucht all unsere kleinen Dinge.
Einander zugewandt bleiben
Was mir Hoffnung gibt: Jeden Herbst versammeln sich hier in Nebraska auf lokaler Ebene Menschen aus 24 Glaubensgemeinschaften. In den sorgfältig geleiteten Gruppengesprächen sprechen Christinnen und Christen über ihre Sorgen. Aus den geteilten Geschichten entstehen Themen. Wiederholen sich Themen, erkennen wir systemische Probleme. Dann organisieren wir uns, um als Gemeinschaft Veränderungen zu bewirken, auch über politische Gräben hinweg.
Immer wenn wir bewusst im Hier und Jetzt handeln und miteinander im Gespräch und einander zugewandt bleiben, erfahren wir Ermutigung. Nur so können wir aus der Überforderung herausfinden und das Steuer selbst in die Hand nehmen.