Der Olympiasieger und Rätselkönig

Sommerrätsel

Seit zehn Jahren bringt Edy Hubacher die «reformiert.»-Leserschaft mit kniffligen Fragen zum Grübeln. Ein Besuch.

Im Viergenerationenhaus der Familie Hubacher im bernischen Moosseedorf ist immer etwas los. Zurzeit ist eine Freundin aus Kanada zu Besuch, die gerade mit der Katze spielt, während Annekäti in der Küche das Mittagessen vorbereitet. Geschirr klappert, bald schon wird die Urenkelin hungrig vom Kindergarten nach Hause kommen.

Edy Hubacher stellt seine «Villa Kunterbunt» vor:

Edy Hubacher sitzt am grossen Wohnzimmertisch und würde eigentlich das machen, was er am liebsten macht, wenn er nicht gerade ein Interview gibt: tüfteln und knobeln. Bekannt ist der Zwei-Meter-Hüne nämlich nicht nur als ehemaliger Spitzensportler, sondern auch als «Rätselonkel der Nation». Allerdings möge er diesen Ausdruck nicht sonderlich, wie er grinsend verrät, weil er Beni Thurnheer, den «Schnurri der Nation», nicht konkurrenzieren wolle. Lieber bezeichnet Hubacher sich als Rätselschmied, ja, das passt: Er hämmert und formt die Konsonanten und Vokale, bis sie sich in den Sprachschliff einfügen.

Ein Inserat mit Folgen

Der 83-Jährige war schon als Schüler von Rätseln fasziniert. Vor 30 Jahren entwarf er dann sein erstes Rätsel für den «Nebelspalter», auf das Inserat war er am Wochenbett seiner Frau Annekäti zufällig gestossen, wie er sich mit einem Leuchten in den Augen erinnert. Sein erster Lösungssatz lautete: «Etwas ist faul im Staate Dänemark.» Shakespeare, Goethe, Schiller – Hubacher liebt Literatur. «Sobald ich einmal Zeit habe, ordne ich meine Büchergestelle und überlege, welche Bücher ich erneut lesen möchte.» 

Auf den ersten Auftrag folgten unzählige weitere für Zeitschriften und Zeitungen. 30 Jahre lang war er für die Rätsel der legendären Sendung «Radio Musikbox» auf DRS 1 verantwortlich. Und auch für die Zeitung «reformiert.» liefert er seit zehn Jahren das exklusive Sommerrätsel. Seine Spezialität: «Eingehen auf das, was in der Zeitung steht.» Vor Corona bot Hubacher sogar Rätselseminare an. «Das würde ich gern wieder aufnehmen.» Doch die Agenda ist schon so randvoll, unermüdlich engagiert er sich für gute Zwecke. Für Special Olympics ist er mit einem Projekt für Sportler und Sportlerinnen mit einer geistigen Beeinträchtigung unterwegs.

Jeder Tag ein Bibelvers

Die Rätsel sind bei Weitem nicht die einzige Disziplin des Berners. Der vierfache Vater war Primarlehrer, Gemeindeschreiber, Männerchor-Dirigent und eben Spitzensportler. Er war einer der besten Kugelstösser, Diskuswerfer und Mehrkämpfer im Land.  

1972 holte er in Sapporo mit seinem Steuermann Jean Wicki Bronze im Zweierbob und im Viererbob Olympiagold. Und das, obwohl sein Vater und Turnlehrer immer gesagt habe, er sei ein «Gstabi». Disziplin sei im Leben eben wichtig. Auch heute hält er sich mit Krafttraining, Morgengymnastik und Golf körperlich fit. Derzeit erholt er sich jedoch von einer Herzoperation und muss etwas kürzertreten. 

Nachdenklich wird er, wenn er vom Tiefschlag in seinem Leben erzählt. Es war 1986, als sein Sohn während einer Reise in den Philippinen ums Leben kam. Trost fand Hubacher im Glauben. Er nimmt das Büchlein zur Hand, das vor ihm auf dem Tisch liegt und schon ganz abgenutzt ist. Es sind Bibelverse. Jeden Morgen liest er mit seiner Frau eine Tageslosung. Auf wundersame Weise würden diese immer zu den aktuellen Themen und Herausforderungen passen.

Für alle «glücklichen Zufälle», die ihm Erfolg und Liebe beschert haben, ist Edy Hubacher dankbar. In diesem Moment geht die Tür auf, und seine Urenkelin blickt neugierig herein. 

Ein viel beschäftiger Mann

Edy Hubacher hat immer wieder neue spannende Ideen. Zurzeit arbeitet er an einem Kreuzworträtsel-Buch. Ausserdem setzt er sich seit vielen Jahren für die Special Olympics ein. Anfang Juli wurde an den Regional Games Rapperswil vom Stiftungsratspräsidenten Simon Ammann für seine aussergewöhnlichen Verdienste mit der Aufnahme in den Circle of Honor geehrt. Eine besondere Idee hatte Edy Hubacher zu seinem 80. Geburtstag. Für einen guten Zweck lief der sportliche Rentner nämlich zehn Kilometer um sein Haus. Das Video vom Benefiz-Lauf gibt es hier.