Dass eine Kirchgemeinde lebt, gehöre professionell kommuniziert. «Ein
Branding lancieren», so nennt es Wietlisbach. Dazu eignen sich
Renovationen, Einweihungen oder Jubiläen wie etwa «500 Jahre Reformation Johannes Comander», das 2023 in Chur stattgefunden hat.
Die reformierte Kirche Chur wollte die Bedeutung des Churer Reformators für die Geschichte Graubündens in möglichst breiten Kreisen bekannt machen. Diese Kampagne mit kulturellen, historischen, gesellschaftspolitischen
und spirituellen «Leuchttürmen» richtete sich vor allem an die nicht
aktiven, «unsichtbaren» Kirchenmitglieder. Die Botschaft lautete: Die
Werte der Reformation, etwa Gleichberechtigung wie auch Teilhabe, haben
bis heute nichts an ihrer Gültigkeit verloren.
Ins Schwarze getroffen
Die Bilanz des Churer Kirchgemeindepräsidenten Curdin Mark
fällt positiv aus: «Es ist uns gelungen, die Kirche wieder in den Blick
der Gesellschaft zu bringen.» Etwa habe sich die Beteiligung an der
Kirchgemeindeversammlung spürbar erhöht. Auch die Besuchszahlen der
offenen Regulakirche, wo Diskussionen, Konzerte und Lesungen
stattfinden, seien konstant erfreulich.
Schon sechs Jahre zuvor hatte die Kirche ein Jubiläum gefeiert, schweizweit
und international: Die Anlässe zu «500 Jahre Reformation» sprachen
gezielt auch ein kirchenfernes Publikum an. Mit Erfolg: Der Spielfilm
«Zwingli» verzeichnete 250'000 Eintritte, das Multimediaspektakel auf
dem Berner Bundesplatz zog 440'000 Menschen an.
Mehr Kircheneintritte
bewirkten diese Aktionen zwar nicht. Doch eine Frage befand sich
zumindest ein Jahr lang wieder im öffentlichen Fokus: Was, wenn die
reformierte Kirche nicht existieren würde?