Geschichten, die Hoffnung machen

Kultur

Eine Ausstellung in Winterthur zeigt, wie Versöhnung gelingen kann. Gleichzeitig lädt sie Besucher ein, sich selbst auf den Weg zu machen.

Was braucht es, um nach einem heftigen Zerwürfnis aufeinander zugehen zu können? Wie kann Versöhnung nach jahrelangem Streit in der Familie oder einem Konflikt im Freundeskreis gelingen? Die Ausstellung «Broken, but ...» auf dem Kirchplatz Winterthur gibt Antworten, indem Betroffene selbst ihre Geschichten erzählen.  

Durch Eingeben von QR-Codes auf ihrem Smartphone lauschen die Besucherinnen und Besucher den Audioaufnahmen. Von Bildern und Installationen lassen sie sich inspirieren. Aufgenommen haben die Erzählungen Jugendliche und junge Erwachsene. Einige sind ehemalige Konfirmandinnen und Konfirmanden, denn das Projekt geht auf die reformierte Stadtkirche Winterthur und die von ihr unterstützte Bürogemeinschaft Orbit zurück. 

Eindrücke der Ausstellung von der Vernissage:

Inspiration in Zagreb

Ein Besuch im Museum of Broken Relationships (Museum der zerbrochenen Beziehungen) in Zagreb inspirierte die reformierte Jugendarbeiterin Anna Näf zu dem Thema. «Ich verliess die Ausstellung mit einem Gefühl von Hoffnungslosigkeit und dem Eindruck, dass Liebe und gute Beziehungen dauerhaft nicht möglich sind», sagt Näf. Daraus sei der Wunsch gewachsen, ein Gegengewicht zu suchen.  

Das Konzept erarbeitete das Projektteam mit jungen Erwachsenen. «Wir heben nicht den moralischen Zeigefinger, sondern erzählen Geschichten, die Hoffnung machen und vielleicht die Erwartung auf eine Versöhnung wecken», sagt Näf.

Um möglichst viel Resonanz auszulösen, suchten die Mitwirkenden weniger nach spektakulären Fällen als nach alltagsnahen Geschichten. Wie jener eines jungen Mannes, der in der Schulzeit massiv gemobbt wurde. Und dem es dennoch mit einigen Jahren Abstand gelang, den einstigen Kameraden zu vergeben und sich mit einer seiner schlimmsten Peinigerinnen auszusprechen.

Ein Brief als Anfang

Wenngleich Vergebung ein zentrales christliches Thema ist, kommen Glaube und Religion nur in einigen Erzählungen vor. Zum Beispiel wenn ein Gottesdienst den Impuls dazu gab, wieder Kontakt zu einem anderen Menschen aufzunehmen.  

So unterschiedlich die Beispiele sind, Anna Näf sieht Parallelen. Neben einem inneren Weg der Betroffenen brauche es zur Versöhnung oft einen Anstoss von aussen.

Die Jugendarbeiterin hofft, dass die Ausstellung etwas bewegt. Wer sich unmittelbar auf den Weg der Versöhnung machen will, kann das an interaktiven Stationen tun und etwa damit beginnen, einen Brief zu schreiben.

Die Ausstellung «Broken, but ...» ist bis zum 21. Mai auf dem Kirchplatz in Winterthur oder online: brokenbut.ch

Die Mitwirkenden sagen, was ihnen Versöhnung bedeutet: