Sommerzeit, Ausflugszeit. Warum nicht, verbunden mit einer Wanderung oder einer Fahrt mit dem Flyer, bekannte und weniger bekannte Kunstschätze in der Schweiz besichtigen? Gerade Kirchen haben davon so einiges zu bieten. Ein besonderes Meisterwerk, das heute nicht mehr die Beachtung geniesst wie vor 200 Jahren, befindet sich in der Kirche des Berner Dorfes Hindelbank.
Zu sehen ist an der einen Längsseite im Gebäudeinnern eine im Boden eingelassene Grabplatte aus Sandstein. Die Platte wird aufgebrochen von einer jungen Frau. Mit dem einen Arm drückt sie kraftvoll gegen den Stein, mit dem anderen Arm gibt sie ihrem nackten Säugling Halt, der sich eben anschickt, auf allen vieren aus dem Spalt zu kriechen.
Es handelt sich offenkundig um eine Mutter, die zusammen mit ihrem Neugeborenen im Wochenbett oder vielleicht schon während der Geburt verstorben ist. Und nun ist der Jüngste Tag angebrochen, die Posaunen schmettern, der Stein zerbricht, die schöne Tote wird mitsamt ihrem Kind wieder lebendig und entsteigt dem kalten Grab, hinaus an die Sonne, in ein neues Leben.
Der sanfte Sieg über den Tod
Das Auferstehungswunder, das sich hier in künstlerisch bemerkenswerter Form zeigt, wirkt umso eindrücklicher, als sich an der Rückwand der Grabnische ein weiteres Bildwerk befindet, das mit der rührenden Schlichtheit der Auferstehungsszene augenfällig kontrastiert: das prunkvolle und wuchtige Grabmal des Berner Schultheissen Hieronymus von Erlach mit herrschaftlichem Familienwappen, Standarten, Hellebarden, einer imperialen Grabinschrift, einem Engel und mehreren allegorischen Figuren.