Gemeinsam neue Höhen erklimmen

Gesang

50 Kinder üben in Thalwil für das Weihnachtsspiel. Ihre Sing- und Spielfreude wirkt ansteckend.

Nach und nach trudeln die Kinder ein zur Probe. Viele von ihnen singen im Kinderchor Thalwil. Andere machen einfach mit beim diesjährigen Weihnachtsspiel. 

Und gleich geht es los mit Atem- und Einsingübungen, die in immer höhere Stimmlagen führen. «Kinder haben heute erwiesenermassen tiefere Stimmen», sagt Chorleiterin Gabriela Schöb. Grund dafür sei: Es werde immer weniger gesungen, im Elternhaus wie in der Schule. 

Den Nachwuchs fördern 

Oft würden nur Popsongs mitgesungen, die aber nicht für Kinderstimmen geschrieben seien. «Wenn sie nie ein einfaches Kinderlied gelernt haben, sind sie auch mit einem Popsong überfordert», sagt die Chorleiterin. Es fehle die Anleitung. 

In Thalwil ist das etwas anders. Hier üben 65 Kinder und Jugendliche das ganze Jahr über einmal in der Woche in Chören. Die Zusammenarbeit der katholischen und der reformierten Kirche mit der Musikschule Thalwil hat sich bewährt. 

Die Choreografie hilft den Kindern, sich den Text zu merken, die gewünschte Körperspannung zu erzeugen und Pausen zu füllen.
Gabriela Schöb, Chorleiterin

Beim Weihnachtsspiel machen Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse mit. Drei Lieder haben sie in der ersten Probe eingeübt. Später werden sie diese fulminant wiederholen. Doch jetzt machen sie sich an ein neues Lied. 

«Uf d Wienacht gits für mich e Chappe und Spiilzüüg, wie im letschte Jahr. Ali bringed mir es Gschänkli: Tante, Onkle, das isch klar». Schrittweise wird das Lied länger, Bruder und Schwester kommen hinzu, Mutter und Vater. 

Klatschen und Schnippen 

Und es wird auch immer schneller. Klatschen und Schnippen rhythmisieren den Gesang, die Mimik und Gestik werden eingeübt. «Die Choreografie hilft ihnen, sich den Text zu merken, die gewünschte Körperspannung zu erzeugen und Pausen zu füllen», erklärt Schöb. 

Das zweite neue Lied hören die Kinder erst nur von Musikschullehrerin und Vorchorleiterin Erika Weiss am Klavier. Das bekannte «O Tannenbaum» erkennen viele, aber es klingt irgendwie anders. Ein Mädchen entdeckt, dass die Melodie in Moll versetzt wurde. 

Wenn gegen Schluss ein Ganzes entsteht, sind die Kinder schon sehr stolz.
Gabriela Schöb, Chorleiterin

Im Text der Neuversion heisst es etwa: «Doch was nützt all die Liechterpracht, wänn’s mir elei kei Freud macht?» Die Idee eines Mädchens, den Kopf nach «elei» hängen zu lassen, findet Kantorin Schöb toll. Sie schlägt vor, dies erst am Versschluss zu machen, wegen der Stimmkraft. 

Die Thalwilerin schrieb Text und Musik für das Spiel auf Basis des Bilderbuchs «Die Weihnachtsmütze». Immer wieder spricht sie zwischendrin mit den Kindern kurz über die Inhalte: Weihnachtsstress und weihnächtliche Freuden, Einsamkeit und Gemeinschaft. 

Noch werden Musik- und Theaterszenen separat geprobt, erzählt Schöb. «Aber wenn gegen Schluss ein Ganzes entsteht, sind die Kinder schon sehr stolz.»