Bruder Martin ist aufgeregt. Heute muss er als erster Kantor einspringen, nachdem ein Pater krankheitshalber ausfällt. Als Vorsänger gibt er den Ton in den gesungenen Stundengebeten. «Wenn du diesen nicht triffst, dann gerät alles aus den Fugen», sagt er mit ernstem Gesicht.
Versunken ins Gebet sitzen auf der Empore der prächtigen Klosterkirche in Disentis zwölf Mönche in schwarzen Gewändern, den Habits. Punkt halb sechs in der Früh erhebt sich die Gemeinschaft, Bruder Martin setzt zum Eingangsgesang an: «Herr, verlass mich nicht, bleib mir nicht fern, mein Gott!» Die Mönche verneigen sich.
Eine Litanei und ein Flehen
Nun stimmt der Kantor den ersten Satz der für heute bestimmten Psalmen an. Den zweiten übernimmt die eine Chorhälfte, den dritten die andere und so fort. Dieser Wechselgesang ist die Grundlage des klösterlichen Psalmengesanges.