In der Adventszeit singen viele Menschen Weihnachtslieder. Welches Lied singen Sie am liebsten?
Christine Oefele: Viele Weihnachtslieder sind mir lieb. Ganz besonders nah ist mir «Ich steh an deiner Krippen hier» von Paul Gerhardt. Der Text richtet sich an das Kind in der Krippe und fasst das Staunen über die Menschwerdung Gottes in berührende Bilder und innige Worte, die ich mir gern leihe, um selbst staunen zu lernen. Dazu kommt noch die wunderschöne Melodie von Johann Sebastian Bach.
Was vermag der Gesang im Gottesdienst, was das Wort nicht kann?
Wie beim Sprechen geben wir beim Singen Worte von uns. Neben diesem intellektuellen Teil kommt aber beim Singen der körperliche stärker zur Geltung: Es braucht einen gewissen Einsatz, damit der Atem das Instrument zum Klingen bringt. Zudem erzeugt Gesang Atmosphäre und Stimmungen. Die Verkündigung des Evangeliums soll natürlich auch durch das Wort ansprechen, Musik ist jedoch unmittelbarer.
Seit wann singen Christinnen und Christen spirituelle Lieder?
Seit jeher, schon das Neue Testament bezeugt mehrfach den Gesang von geistlichen Liedern. Aus der frühen Zeit des Christentums hat man aber kaum Aufzeichnungen, was genau gesungen wurde. Aus dem dritten und vierten Jahrhundert ist belegt, dass die Menschen Psalmen sangen. Der Bischof Ambrosius von Mailand (374–397) schuf Hymnen mit neuen Texten. Hymnen spielten aber auch bereits zuvor eine Rolle im Ringen um ein einigendes und christliches Glaubensbekenntnis.