Spät wurde es doch Herbst. Wir feuerten ein, Renata hängte Apfelringe an Fäden quer durchs Küchengewölbe, Bigna spielte mit den Kleinen und lachte mich aus, weil ich andauernd nach Post sah. «Das ist nicht zum Lachen», erklärte ich, «es kann sein, dass wir bald Abschied nehmen müssen.» Sie fragte erschreckt: «Wer, ihr und ich?» «Nein, du und die Leserinnen und Leser. Aber das ist fast so schlimm. Jeden Herbst entscheidet die Redaktion, ob ich die Kolumne ein weiteres Jahr schreibe.
Dieses Jahr habe ich noch nichts gehört. Vielleicht ist nächsten Monat schon Schluss. Wie bringe ich das den Leuten bei?»
Unvermittelt hatten wir alle Tränen in den Augen, und das Baby begann zu schreien. «Vielleicht», meinte Bigna zögernd, «ist es nicht ganz so schlimm, wenn du erzählst, dass ich weggezogen bin? Irgendwohin, wo es nett ist.» «Ja, ich dachte, dass vielleicht dein Papa dich zu sich nimmt.»
Sie schüttelte heftig den Kopf. «Bloss das nicht. Aber vielleicht zieht ihr zurück in die Stadt und nehmt mich mit?» «Vermisst du dann nicht deine Mamma?» «Doch. Und den Piz Mezdi und Nots Kälber und ...» Sie schüttelte traurig den Kopf. «Ich will hier nicht weg.» «Wir auch nicht.» Bigna seufzte: «Und wie endet es dann?» Renata verteilte Apfelschnitze. «Das ist die beste Ernte, die wir je hatten», sagte sie fröhlich. Doch keiner mochte essen.
«Und wenn wir ...», begann Bigna. «Was?» «Nein, das ist dumm.» «Egal», sagte ich, «viele Ideen scheinen dumm. Aber es gibt wohl gar keine dummen Ideen, nur dumme Ausführungen.» «Wir könnten die Leute bitten, der Redaktion zu schreiben, dass sie uns behalten wollen. Wenigstens noch ein Jahr.»
Ich nickte zögernd. «Das ist nicht dumm, nur vielleicht etwas lächerlich. Es gibt so viel wichtigere Dinge, für die man sich einsetzen sollte: Frieden, Klima, Nächstenliebe. Und womöglich hat die Redaktion auch längst entschieden, uns zu behalten, und nur vergessen, mir zu schreiben.» Bigna nickte und biss in ihren Apfel. «Das wäre schön. Und wenn sie uns rausschmeissen, haben wir immer noch die besten Äpfel der Welt.»