Heute sass ich im Garten und starrte auf den Bildschirm meines Laptops, als Bigna über die Mauer kletterte. Sie stibitzte ein paar halbreife Erdbeeren vom Beet, dann setzte sie sich neben mich. «Was schreibst du heute?» «Vielleicht gar nichts. Mir fehlen gerade die Worte.» Bigna blickte mich besorgt an. «Letztes Mal fiel dir kein Titel ein, jetzt fällt dir überhaupt nichts ein. Du musst ins Altersheim.»
Ich schüttelte den Kopf. «Ich weiss schon, worüber ich schreiben will. Mich beschäftigt ein Mann, der in Amerika von der Polizei getötet worden ist.» «War er so gefährlich?» «Nein, eben nicht. Er hat in einem Laden eingekauft, und der Verkäufer war nicht sicher, ob das Geld echt war oder gefälscht. Er hat die Polizei gerufen, die hat den Mann auf den Boden gedrückt und sich auf ihn gekniet. Drei Polizisten. Einer kniete auf seinen Hals, und daran ist der Mann gestorben.»
«Das ist wirklich traurig», sagte Bigna. «Er hatte eine Tochter in deinem Alter, Gianna.» Sie sagte nur noch: «Oh.» «Ja, vor allem aber hat es neun Minuten gedauert, bis er erstickt war, in diesen neun Minuten hat er mit den Polizisten geredet. Rate, was.» «Hau ab», schrie Bigna, «fourachül!» Ich nickte. «Das hätte ich auch gedacht. Aber er sagte nur immer ganz höflich: Ich kann nicht atmen. Bitte, Sir, nehmen Sie Ihr Knie weg. Mir tut alles weh. Ich kann nicht atmen. Bitte, Sir.»
Bigna sah mich fassungslos an. «Jetzt weiss ich auch nicht mehr, was sagen. Und er hat kein einziges Mal fourachül gesagt? Oder Hau ab? Oder huere aschaschin?» «Nein.» Eine Weile starrten wir beide betrübt auf den Computer, der inzwischen abgeschaltet hatte. Dann bat Bigna: «Zeigst du mir ein Bild von Gianna?» Ich fuhr den Computer hoch und fand ein Bild im Internet. «Oh, die ist ja süss», rief Bigna, «du musst ihr unbedingt schreiben, dass sie meine Freundin werden soll! Dann kann sie mir auch solche Zöpfe flechten, Mama kann nämlich nur die normalen.»
«Das ist alles?» Ich staunte etwas, dass sie nichts zu Giannas Hautfarbe sagte.
«Bitte», fügte Bigna hinzu, «Sir.»