Als Bigna von den Ferien heimkam, wartete viel Geburtstagspost auf sie. Katzenunterwäsche, ein Foto des Riesenrads von Thun und ein ganzes Bündel Postkarten, auf denen eine ältere Dame aus Zürich ihr Leben beschrieb, gehörten ebenso dazu wie Toffifee-Pralinen, eine lange Liste mit Helvetismen, die jemand in unseren Geschichten vermisste, und Glückwunschkarten mit Igeln, Marienkäfern, Hunden, Glitzerblumen.
Bigna begann sofort zu antworten, schnipselte Verpackungsschachteln zu Puzzles, bemalte Briefkarten mit Regenbogen, Pferden, feuerspeienden Drachen und bunten Mustern und ordnete sie mit viel Liebe zu. Der Mann etwa, der kommentarlos die Schachtel Pralinen geschickt hatte, bekam die schwarze, an einer Stelle grünlich schimmernde Feder einer Elster. «Was schreibe ich?», fragte ich. «Nichts, er soll sich ja wundern. Sonst entdeckt er vielleicht gar nicht, dass sie schimmert wie ein bov da grascha, und der bov da grascha bringt Glück.» Bov da grascha heisst Mistkäfer.
Mit Worten dankte sie nur für die Katzenunterwäsche, die sie gleich über die andere angezogen hatte, und für ein grosses Paket, das eine Puppe mit vielen Kleidern zum Wechseln enthielt. «Das Bébé ist ein Findelkind», schrieb eine Maja aus Köniz, «es lag in einer Schachtel am Strassenrand. Ich habe es mitgenommen und nach und nach eingestrickt. Jetzt müsste es noch eine Bäbi-Mutter finden und einen Namen und ein Zuhause bekommen. Ob du diese Aufgabe übernehmen willst?»
Das Bébé war reizend und seine Garderobe hinreissend, ein Gilet mit goldener Borte war dabei, ein Pullover mit Pompons, ein Strampler, eine Mütze mit Bimmel und sogar eigenes Bettzeug mit bunten Knöpfen, alles äusserst akkurat gearbeitet. Bigna malte und schrieb eine fast so akkurate Dankeskarte und verdrückte ein paar Tränen, als wir entdeckten, dass das Paket keinen Absender hatte. «Dafür nennen wir die poppa Maja, und du baust ihr ein Bett», sagte Bigna. «Warum ich?» «Weil du mir noch nichts zum Geburtstag geschenkt hast.» «Es gibt dich ja auch gar nicht.» «Stimmt, aber Maja. Und die soll es gut bei uns haben.»