Und auch dass die «Sea-Watch 4» als ganz gewöhnlicher Frachter akkreditiert ist, der von seiner Pflicht Gebrauch macht, Menschenleben zu retten, ist Folge der strafferen Auflagen. Denn nach deutschem Seerecht gibt es keine Rettungsschiffe. Die Crew der «Sea-Watch 4» bestehend aus Ärzten, Pflegenden, Maschinisten, Kapitän, Offizieren und vielen weiteren ist zur Hälfte unentgeltlich vor Ort, zur Hälfte entlohnt.
Ein grosses Team soll sich um die «Gäste», also die Geretteten, kümmern. Eingerichtet ist an Bord ein Schutzraum für Frauen und Kinder, denn es ist laut Chris Grodotzki davon auszugehen, dass 90 Prozent aller geretteten Frauen vergewaltigt wurden und daher auf dem Schiff noch mehr Ruhe brauchen als sowieso schon.
Zeit aufzubrechen
Der Rettungseinsatz der «Sea-Watch 4» wird sich rund 24 bis 50 Meilen vor der libyschen Küste, der so genannten Such- und Rettungszone (SAR), abspielen. Bis 2016/17 haben NGO's und die italienischen Behörden dort noch eng bei der Seenotrettung zusammen gearbeitet, man konnte «effizient» retten, sagt Grodotzki. Das ist mittlerweile Vergangheit. Derzeit kreuzt kein einziges Schiff, das sich Rettungen auf die Fahnen geschrieben hat, in diesen internationalen Gewässern an den Aussengrenzen Europas. Zeit, für die «Sea-Watch 4» aufzubrechen: «Die SAR-Zone ist ein schwarzes Loch, ein rechtsfreier Raum, in das wir etwas Licht bringen», sagt mir Chris Grodotzki.